Was gibt's Neues bei Stagecoach?

Interview mit Leon und seiner Mama

November 30, 2022
Interview mit Leon und seiner Mama
Leon 22 Jahre alt 
Auszubildender, Berufsschüler, Stagecoach- Schüler seit 16 Jahren. 
Hobbies: Stagecoach, Reiten, Capoeira, Ballett, Spanisch, Tanzen: Hip-Hop, Modern, Standard-Latein, Salsa, Zumba, Listen schreiben, er hat schon im Bauch seiner Mama getanzt und jetzt tanzen sie ganz viel zusammen. 

Fragen an die Mama: 
Wie seid ihr auf Stagecoach aufmerksam geworden?
   Meine Freundin hat mich zu einer Infoveranstaltung von Stagecoach mitgenommen. Leon war 5 Jahre alt und an dem Unterricht sehr interessiert. Dann haben wir mit der damaligen Schulleitung Tracey Grey gesprochen, die gerade dabei war, den ersten Early Stages Kurs in Frankfurt zu eröffnen. Ich habe Tracey gefragt, ob es überhaupt funktioniert, weil Leon doch das Down-Syndrom hat und viele Vereine und andere Organisationen eher Berührungsängste haben. Tracey erwiderte: “Naja, ist doch kein Problem, haben wir nicht alle irgendwo ein Defizit?” Diese Einstellung und die Bereitschaft “wir lassen uns darauf ein” hat mir sehr gefallen und ich habe ihn dann angemeldet. Ich dachte schon damals, dass die Inklusion in England einen Schritt weiter war als die in Deutschland. 

(Durch die Angebote des Franchise Partners bekommen die Schulleiter und Lehrer Unterstützungen und Fortbildungen im Bezug auf Inklusion) 

Wie würdest du Stagecoach in Stichworte beschreiben?
   Spaß, Freunde, Spiel.

Wie war die erste Bühnenerfahrung für Leon:
   Leon hat dann an einem Ferienworkshop teilgenommen. Er hatte damals große Angst in der Dunkelheit und das Theater war dunkel. Er weinte an der Aufführung und ich habe nur gedacht: “Oh je, mit einer Karriere auf der Bühne wird das gar nichts…"  Aber das Eis wurde gebrochen. Der Workshop hat ihm sehr viel Spaß gemacht und er kann sich heute noch an das Thema “Geburtstag auf dem Mars'' erinnern. Leon wollte gerne weitermachen und hat durch diese erste Erfahrung und durch den Unterricht gelernt, seine Angst zu überwinden. Er war von da an ein sehr selbstbewusster, noch kleiner Darsteller und liebte es, zu Stagecoach zu kommen.   

Was hast du dir von Stagecoach gewünscht/erwartet?
   Die Hoffnung, dass Leon integriert wird. Als Mutter zu sehen, dass auch andere ihn akzeptieren, so wie er ist. Dass er dabei sein darf und nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Die Chance, das Potenzial, die Freude, wie er sich bewegen und in einem geschützten Raum ausdrücken darf. In der Schule hat er keine Chance den Leistungen gerecht zu werden, da es weiterhin ein großes Defizit an Inklusion in Deutschland gibt, aber in der Kunst gibt es ein Feld, wo er sich mit Leidenschaft einbringen kann. Es wird leider generell viel zu wenig Kreativität und auch Bewegung/Tanz in den Schulalltag integriert.  

Was hat Leon am meisten von Stagecoach gelernt?
   Selbstbewusstsein, fokussiert sein und professionelle Anweisungen befolgen. Spaß an der Kunst. 

Was wünschst du dir für Leon für die Zukunft bei Stagecoach?
   Ich bin rundum glücklich. Dass die Inklusion so weiter läuft. 




Fragen an Caro und Emma (langjährige Stagecoach Klassenkameraden) von Leon: 
Wie habt ihr die Zeit mit Leon im Unterricht empfunden?  

Emma: Ich kenne Leon schon so lange ich denken kann und habe viel von ihm und mit ihm über die Jahre gelernt. Er ist ein offener und herzensguter Mensch, der jedem eine Umarmung gibt, der sie braucht, jeden Raum, den er betritt mit seinem Lächeln aufhellt und für jeden Spaß zu haben ist. Er sieht stets das Gute um sich herum und ist bedingungslos er selbst. Er verstellt sich für niemanden und blüht besonders beim Tanzen auf. Er schafft es durch Bewegungen die Menschen um ihn herum zu berühren und jedes Mal wenn ich ihn auf der Bühne sehen darf, bin ich unfassbar stolz ihn zu kennen.
Wenn ich ihn mit einem Spruch beschreiben sollte, würde ich diesen nehmen: 
Dance like nobody‘s watching, sing like nobody‘s listening and live like there’s no tomorrow.
Leon ist mit gutem Recht eine Legende von Stagecoach Frankfurt Nord.

Caro: Wenn ich an meine lange Stagecoach-Zeit zurückdenke, erinnere ich mich sofort an die vielen tollen Menschen, die mich über eine so lange Zeit begleitet haben. Ein ganz besonderer Mensch ist Leon. Mittlerweile kenne ich ihn über 13 Jahre und hatte das Glück, lange mit ihm trainieren zu dürfen. Mit seiner positiven Energie hat er unsere Gruppe immer zum Lachen gebracht und sich gut integriert. Selbst wenn man an einem Samstag zu Stagecoach kam und man hatte eine nicht so tolle Woche, wurde man mit so einer riesigen Umarmung gedrückt, dass die ganzen negativen Gedanken sofort weg waren. Leon hat mich viel zum Nachdenken gebracht und das weit über Stagecoach hinaus. Er machte den Anschein, fast immer nur das Positive im Leben zu sehen und war mit so viel Spaß am Leben dabei, dass ich ihn dafür sehr beneidet habe. Denn wie wir alle wissen, gibt es auch mal nicht so schöne Zeiten und immer wenn ich ihn gesehen habe, schien die Welt für die Zeit wie ausgewechselt und ich habe mich manchmal gefragt, wie schaffe ich es auch so positiv zu sein. Mir sind zwei Situationen mit Leon besonders hängen geblieben. Zum einen als wir 2010 Titanic aufgeführt haben und mitten in der Aufführung rief Leon etwas rein. Wir mussten alle lachen und sind für einen kurzen Moment aus der Rolle gefallen. Das Publikum musste ebenfalls schmunzeln und ab diesem Moment gehörte Leon für alle einfach dazu. Er wurde ein so großer Teil unserer Stagecoach-Familie. Das konnte man erkennen, als wir 2018 (wenn ich mich richtig erinnere) ein Lied von König der Löwen gesungen hatten. Da Leon seine große Stärke im Tanzen hatte, haben wir uns dazu entschieden, dass er während wir gesungen haben, das Lied vertanzt. Am Ende des Liedes stand meine Gruppe mit Tränen in den Augen da und auch bei dem ein oder anderen Elternteil hatte man eine kleine Träne erkennen können. Es war eine so emotionale und besondere Situation, an die ich immer wieder gerne zurückdenke, da Leon mit so viel Herz und Hingabe uns alle für einen kurzen Moment verzaubert hat.


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Fragen an Leon: 
Welche Stagecoach-Show Momente oder Freunde erinnerst du dich am Liebsten?   

   Meine intensivste Zeit bei den Earlys und der Main Stage habe ich am meisten mit meinen Mitschülerinnen Emma und Caro verbracht. Sie haben mich sehr lange begleitet und ich hatte immer Spaß mit meinen Klassenkameraden. Unvergesslich auch das mit den Taschenlampen: Die “10- Jahres-Jubiläum Stagecoach Frankfurt Show'', als auch meine Geschwister auf der großen Bühne mit aufgetreten sind. Das war toll!

Welche Musik hörst du am liebsten?
   Bollywood, Disney, Schlager und vieles mehr. 

Wie würdest du Stagecoach in Stichworte beschreiben? 
   Spaß,Tanz, Kunst, Musik, Sport. 

Was wünschst du dir für die Zukunft bei Stagecoach? 
   Ich wünsche mir, dass ich meinen aktuellen Lehrer Ben wiedersehe. 
Einen Tanzfilm drehen. Viele Disney Lieder tanzen und singen.

Eine Weisheit von Leon als Abschlusswort: 
   'Alle Menschen sollten kein Handy mehr anschauen und das Handy einfach mal weglassen!'
~
Leon Hitzeroth, 2022


'Ich bin sehr stolz darauf Inklusion zu leben und Leon in meiner Schule die Möglichkeit zu geben, weiterhin nach so vielen Jahren bei uns eine schöne und kreative Zeit zu verbringen. Mir ist es sehr wichtig eine tolerante, inklusive, kreative, aber auch lernorientierte Umgebung für alle Schüler*innen zu schaffen. Ich bin überzeugt davon, dass gerade in den Performing Arts jeder Mensch etwas zu bieten hat und wir voneinander und miteinander lernen. Gerade in der schnelllebigen Zeit nehmen wir vieles für selbstverständlich. Wir lernen durch Inklusion, Berührungsangst und Vorurteile abzubauen. Auch wenn es vielleicht mal schwierige Momente gab, ist es Teamwork und Kommunikation, die alles möglich macht. Ganz besonders möchte ich mich bei meinem Team, den Coaches und den Schüler*innen bedanken, die meine Philosophie teilen und das auch umsetzen. Ich schließe mich Leon an: Wir sollten ganz oft das Handy einfach mal weglegen. (Zum Glück sind Handys bei Stagecoach tabu).'

~ Valeska Caron, Schulleiterin Stagecoach Frankfurt Nord

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